Überwachung deportierter und repatriierter Deutscher durch den sowjetischem Geheimdienst (1941-1955)
Noch
in den 20er und 30er Jahren des XX. Jahrhunderts wurde unter den
Deutschen der UdSSR ein Agentenaufklärungsnetz aufgebaut. Im Vorfeld des
Kriegs und vor allem in den ersten Monaten der impfhandlungen
versuchte man intensive Maßnahmen durchzuführen, um das Netz zu
beleben, zu erweitern und die operative Arbeit intensivieren.
Vor
der Deportation aus dem Wolgagebiet und bei den Transporten in die
Ansiedlungsorte wurden den Deutschen, die vom Agentenaufklärungsnetz
erfasst waren, keine speziellen Anweisungen erteilt. Von der Deportation
waren alle betroffen. Agenten und Informatoren rühren in denselben
Waggons und notierten mf eigene Initiative die Stimmungen und Aussagen
ihrer Landsleute, um dann an Ort und Stelle die entsprechenden Organe zu
informieren.
Während die umzusiedelnden Deutschen auf dem Weg
nach Sibirien waren, trafen die Geheimdienste vor Ort Maßnahmen zur
Agenten-Aufklärung unter den Umsiedlern. Schon am .5. September 1941
berichtete der Leiter der NKVD-Verwaltung der Region Krasnojarsk in
einem Schreiben an das NKVD der UdSSR, in die Verladeorte der Region ein
Netz von Antidiversionsagenten eingebettet und dort eine verstärkte
Überwachung der Objekte organisiert zu haben, die von den Diversionen
gefährdet sein könnten. Um Fluchtversuche der Deutschen auf dem Weg von
den Eisenbahnstationen oder Flusshäfen zu den Zuweisungsorten zu
verhindern, wurden in das Transportbedienungspersonal Agenten,
Informanten sowie aktive Partei- und Komsomolmitglieder aus der
örtlichen Bevölkerung eingepflanzt. Ihre Aufgabe war, aufmerksam
zuzuhören, wovon die Deutschen unterwegs sprechen, um dann die
Mitarbeiter der Sicherheitsdienste zu unterrichten.
Nach der
Ankunft in den neuen Ansiedlungsorten in Sibirien wurden die Agenten und
Informanten aus den Reihen der deutschen Umsiedler sofort von
Geheimdienstmitarbeitern aus Moskau befragt. Die Listen der Agenten und
Informanten unter den umgesiedelten Deutschen wurden den entsprechenden
Organen der neuen Ansiedlungsorte übergeben. Alle Leiter der
NKVD-Verwaltungen, wo Deutsche angesiedelt wurden, forderten im NKVD der
UdSSR Akten der Agenten aus den Gebieten und Regionen der Aussiedlung
der Deutschen an.